#25 Transportemissionen
Shownotes
Transport- und Logistikprozesse verursachen global einen großen Anteil des Treibhausgasausstoßes. Viele Unternehmen, sei es ein Logistikunternehmen, dessen Haupt-Treibhausgasquelle der Transport ist, oder produzierende Unternehmen, die Waren einkaufen, beschäftigen sich im Rahmen der Treibhausgasbilanzierung mit dem Thema Transportemissionen. Denn nur was was gemessen wird kann man auch managen.
Wir sprechen mit Philipp Niemeier, Experte für unternehmerische Nachhaltigkeit und Decarbonisierung, über Schwierigkeiten und Herausforderungen der Ermittlung der Transportemissionen und mögliche Lösungen und Maßnahmen zur Emissionsreduktion.
Informationen zum Gast:
Philipp Niemeier, Managing Partner & Sustainability Consultant
https://procycons.com/
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Folge – Prosycons:
Klimaneutral digital – der Info-Podcast für den Mittelstand. Wir unterstützen Sie mit konkreten Praxisbeispielen und passgenauen anbieterneutralen Angeboten rund um die Digitalisierung, damit Sie Ihre Klimaziele erreichen. Unser Angebot ist für Unternehmen kostenfrei. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klimaneutral digital. Sie sind mit Ihrem Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wir helfen Ihnen dabei. Egal, wie weit Sie dabei schon gekommen sind, wir sind an Ihrer Seite. Vor allem, wie Ihnen die Digitalisierung dabei helfen kann, das erfahren Sie hier. Mein Name ist Mats Kastning und heute spreche ich mit Philipp Niemeyer. Hallo Philipp, würdest du dich bitte selbst noch mal kurz vorstellen? Hi, ja vielen Dank für die Einladung. Ich bin Philipp Niemeyer, mit meinem Team bei Böseikens arbeite ich seit anderthalb Jahren im Team von Böseikens, seit vier Jahren freiberuflich mit dem Thema unternehmerische Nachhaltigkeit. Was bedeutet das? Wir erstellen Treibhausgasbilanzen, wir entwickeln Dekarbonisierungsstrategien und wir möchten alle Prozesse, die eben sehr manuellhändisch sein können, bestmöglich digitalisieren, sodass sie eben zu keiner Hürde werden für insbesondere KMUs, die eben wenig Ressourcen haben, sich mit dem Thema Dekarbonisierung auseinanderzusetzen. Das Schöne ist, dann bist du in diesem Podcast ja schon mal vollkommen richtig. Sehr gut. Wir wollen ein bisschen über Transportemissionen sprechen. Kannst du einfach mal zusammenfassen, worum es bei dem Thema genau geht? Klar, also Transportemissionen sind essentiell, beziehungsweise die Emissionen, die während der Transport- und Logistikprozesse entstehen, sind sehr sehr hoch, global verteilt, machen einen riesigen Anteil aus. Das heißt, das Problem ist klar. Auf der anderen Seite hat begonnen, vielleicht sogar schon bei der individuellen Mobilität, jedes Mal, wenn man ein Auto steigt und einen Verbrenner fährt, entstehen Treibhausgasemissionen. Jedes Mal, wenn ein Unternehmen den unternehmensinternen LKW von A nach B schickt, entstehen Treibhausgasemissionen. Jedes Mal, wenn ein Produkt aus Ostasien importiert wird, also ein Material, Modul, was auch immer in dem eigenen Produkt dann verbaut wird, entstehen Treibhausgasemissionen. In unserer global vernetzten Weltwirtschaft ist eben oder hatte sich über die letzten Jahrzehnte entwickelt, dass die Logistik essentiell ist zum Überleben, ökonomischen Überleben von jedem Unternehmen, aber eben gleichzeitig auch die entsprechenden Emissionen massiv angestiegen sind. Und deswegen ist das ein Problem oder vielmehr eine Herausforderung, vor dem jedes Unternehmen, das einen Fuhrpark hat und jedes Unternehmen, das einen Logistikprozess hat, wo ich mal behaupten würde, das sind die allerallermeisten, eben ein Problem, eine Herausforderung ist, die adressiert werden muss, wenn man als Unternehmen Richtung Netto- Klimaneutralität gehen möchte. Also wir reden jetzt nicht nur über Logistikunternehmen, wo klar ist, die haben jetzt 50.000, 100.000 LKWs vor der Tür stehen oder auch Kleinosunternehmen, Handwerker, der halt irgendwie einen LKW hat, sondern tatsächlich auch, worum geht es noch? Korrekt, genau. Also es sind die großen Konzerne, die natürlich für ihre Kunden die Logistikprozesse komplett steuern und die ganzen Dienstleistungen der Logistikprozesse anbieten. Diese landen dann bei den Unternehmen, die diese Dienste in Anspruch nehmen, in den sogenannten Scope-3-Emissionen. Das sind dann eben Emissionen, wofür das Unternehmen, das die Dienstleistung in Anspruch nimmt, nicht direkt verantwortlich sind. Aber auf der anderen Seite haben diese KMUs eben auch ihre eigenen Emissionen. Das beginnt bei der eigenen Transportemission, das beginnt bei dem internen LKW, der eben verwendet wird, um Waren einzukaufen oder zu transportieren. Das geht über die Mitarbeiterlogistik, also auch die Pendlerwege von und zur Arbeitsstätte. Und alle diese Punkte müssen eben bilanziert werden und wenn sie bilanziert werden, dann kann man sie auch steuern und reduzieren. Was sind da jetzt bei Unternehmen, du hast es vorhin schon kurz angesprochen, so die größten Unsicherheiten in dem Bereich? Es ist eine Floskel, aber sie stimmt leider trotzdem, you can't manage, but you can measure. Das heißt, die erste große Herausforderung, vor der viele Unternehmen stehen, ist erstmal herauszufinden, wie viele Treibhausgase entstehen eigentlich, oder für wie viele Treibhausgase, vielmehr, bin ich als Unternehmen eigentlich verantwortlich. Das heißt, herauszufinden, wie viele Tonnen, Kilogramm, CO2-Äquivalente entstehen jetzt in dem Logistikprozess, wenn ich meine Rohmaterialien aus Ostasien oder Südamerika importiere. Und das klingt auf der ersten Ebene vielleicht simpel. Da schaut man, ja, die Distanz habe ich. Ich weiß auch ungefähr, wie viele Produkte von A nach B transportiert werden. Aber dann kommt natürlich eine hohe Komplexität dazu, weil die Logistikprozesse eben heute sehr verwoben und multimodal sind. Das bedeutet, es geht eben nicht nur darum, wie kommt die Komponente aus Hongkong nach Hamburg, entweder mit dem Flieger oder mit dem Schiff, sondern es geht auch darum, wie kommt sie von den Produzenten zum Flughafen oder zum Hafen, wie kommt sie dann aus Hongkong nach Hamburg und wie kommt sie dann von Hamburg zu mir, zu meinem Unternehmen. Alle diese Sachen muss man mit berücksichtigen, wenn man eine akkurate Berechnung haben möchte. Das hilft natürlich einerseits, um erstmal genau zu wissen, okay, wo entstehen eigentlich welche Treibhausgasemissionen. Andererseits ist es natürlich auch ein Tool für Unternehmen, um überhaupt mal eine Übersicht davon zu bekommen, wie eigentlich die eigenen Logistikprozesse aussehen bzw. von einem Logistikkonzern sich anzuschauen, wo gibt es denn Optimierungspotenziale. Aus Unternehmensperspektive, sagen wir mal mit der eigenen Logistik oder wenn man mit einem kleinen Logistikpartner arbeitet, der eben diese Information noch nicht erhebt, kann man dadurch eben auch schon direkte Potenziale identifizieren. Die vielleicht eingebige Frage ist, muss dieses Produkt jetzt per Flugzeug aus Asien nach Hamburg transportiert werden? Flugzeuge oder Flugemissionen sind eben pro Kilogramm Gewicht deutlich höher als mit einem Tanker. Dafür geht es natürlich schnell. Und LKW ist eher utopisch in diesem Szenario. Aber daraus ergeben sich eben dann die Möglichkeiten zu identifizieren, okay, wo gibt es denn Hebel? Und diese Hebel dann zu identifizieren und Maßnahmen zu identifizieren und einzuleiten, die diese Emissionen eben reduzieren, dafür muss letztlich erstmal eine sauber berechnete Grundlage gewährleistet werden. Und genau, das ist wichtig. Und das ist, glaube ich, das, was die größte Herausforderung aktuell noch ist. Wir hoffen, dass in drei, vier, fünf Jahren, wenn diese Prozesse, diese Bilanzierungsprozesse, diese Nachhaltigkeitsberichterstattungsprozesse sich so langsam eingrooven, dass es dann mehr darum geht, die Maßnahmen zu entwickeln, um das auch aktiv zu reduzieren oder mindestens effizienter zu gestalten. Aber aktuell muss eben noch viel erstmal initial berechnet und erhoben werden. Okay, jetzt bin ich eine Firma und wüsste das gerne von meinen Transportemissionen, wie die aussehen. Wie sieht denn so ein Prozess aus, sowas zu erstellen? Da gibt es verschiedenste Ansätze. Ganz klassisch würde man dem Kunden empfehlen, okay, erstell dir eine Treibhausgasbilanz nach dem GRG-Protokoll. Das ist so der de facto Standard für Treibhausgasbilanzen. Das hat vielleicht auch schon mal der eine oder andere gehört mit diesem Thema Scope 1, 2, 3, indirekte Emission, direkte Emission, ist der de facto Standard zur Emissionsbilanzierung. Und in diesem GRG-Protokoll, da gibt es eben auch einige Kategorien, die sich explizit auf den Transport beziehen. Diese transportrelevanten Aspekte, die könnte man sich dann raussuchen. Man würde natürlich grundsätzlich erst mal empfehlen, die Treibhausgasbilanz gesamthaft für das Unternehmen zu erstellen, wenn man den Fokus auf die Transportemissionen legen möchte, weil man entweder ein Logistiker ist und das meiste sowieso darin steckt oder weil es eben für ein Unternehmen ein Fokusthema ist. Dann würde man eben sich genau anschauen, was hinter diesen Treibhausgasemissionen steckt, wie das bilanziell funktioniert ist. Es gibt verschiedene Ansätze, um die Treibhausgasemissionen von Transporten zu bilanzieren. Ich möchte jetzt vielleicht nicht zu sehr in die technischen Aspekte abdriften, aber man berechnet die sogenannten Tonnenkilometer. Das heißt, es wird berechnet, wie viel Gewicht wird über welche Distanz transportiert. Und dann muss man eben wissen, mit welcher Transportart, LKW, dann groß, klein, verschiedene Motortypen, der LKW zum Beispiel gekühlt ist oder nicht, ob das Flugzeug gekühlt ist oder nicht. Welche Antriebsart natürlich und all solche Aspekte spielen eine Rolle, um dann mit dem Emissionsfaktor, der hinter diesem Punkt gelegen ist, herauszufinden, wie viel Treibhausgasemissionen stecken jetzt in meinem Prozess. Also mein Prozess könnte eben Logistik sein, kann aber eben auch der Mitarbeitertransport sein und so weiter. Wie krass muss ich denn da ins Detail gehen? Also wenn ich mir jetzt vorstelle, ich stelle T-Shirts her, müsste ich jetzt dann für jeden Punkt rausfinden, wie jetzt die Ware in, sagen wir mal, China oder Vietnam von A nach B kommt? Super Frage. Also da gibt es letztlich keine fixe Antwort drauf. Es kommt auf die Wesentlichkeit an. Auch der Begriff Wesentlichkeit geistert ja rum, insbesondere der Begriff der doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Es muss von einem Unternehmen identifiziert werden, welche Aspekte, jetzt mit dem Fokus auf Treibhausgasemissionen in diesem Fall, sind denn für mein Unternehmen die wichtigsten Parameter? Das kann der Transport sein, muss nicht der Transport sein. Als Logistikunternehmen, wo das Angebot, die Dienstleistung, die ich anbiete, sind es natürlich die Transportemissionen. Das heißt, da bei einem anderen Unternehmen ist das vielleicht nicht so. Vielleicht liegen da Stahlproduzent. Da liegt der Fokus auf den tatsächlichen Treibhausgasemissionen, die während der Stahlschmelze entstehen. Und von mir ist auch die Vorkette von den Stahlprodukten, da wird der Transport nicht so stark reinfallen. Und der pragmatische Ansatz, den man dann eben fahren sollte, ist dann eben zu sagen, okay, wo liegt denn jetzt der Fokus? Und die Themen, die wichtig sind, die man als wichtig identifiziert hat, da geht man so genau rein, wie es eben geht. Und das ist letztlich der Prozess, den ich gerade beschrieben habe. Bei einem Logistikunternehmen muss man da so tief reingehen, wie es geht. Das heißt, ich muss genau wissen, von welcher Adresse nach wo wurde wie viel Gewicht transportiert, mit welcher Art LKW. Bei dem Stahlproduzenten wird es nicht so sehr ins Gewicht fallen. Da wird es reichen, ein pragmatischer Ansatz. Das ist jetzt nur eine pauschale Aussage, das stimmt natürlich nicht immer. Aber grundsätzlich würde man sagen, bei uns liegt der Fokus auf anderen Themen. Genau, da muss man eben, oder sollte man einen pragmatischen Ansatz wählen und sich eben schauen, was ist für ein Unternehmen relevant. Und dann bei den Punkten, die wirklich relevant sind, da in die Tiefe gehen, statt, weil das ist auch Teil der Realität, in Punkten sozusagen die drittletzte Nachkommastelle an Genauigkeit berechnet zu bekommen, die letztlich kaum ausschlaggebend sind für die Bilanz. Weil, ganz allgemein gesagt, Intransparenz in den Lieferketten ist natürlich das Riesenthema. Also viele Unternehmen haben einen Zulieferer. Wenn man den Zulieferer fragt, wie viele Tonnen Treibhausgase stecken eigentlich in der Komponente, die ich von ihr kaufe, in dem Material, den ich von ihr kaufe, dann kann er das vielleicht noch mit Biegen umgerechnet schätzen, wenn er diese Information überhaupt teilen möchte. Aber die Information von seinem Zulieferer, der in der Kette davor, da wird es dann schon sehr dünne. Da muss man dann eben auch mit dieser Realität umgehen und sozusagen annahmenbasierte Rechnungen durchführen. Es klingt jetzt so ein bisschen, als hätte ich da noch eine Wahl, irgendwie mich zu entscheiden, ob ich das jetzt so wichtig finde oder nicht. Ist das so, oder? Also ich sage es mal folgendermaßen. Wenn Logistikdienstleister, der eine eigene Flotte mit Ladern, LKWs usw. hat, sagen würde, dass die Treibhausgasemissionen, die für den Internetauftritt relevant sind und für die eigentliche Dienstleistung nicht, dann geht das natürlich nicht durch. Also das ist dann weder DIN-ISO-Norm-compliant oder GRG-Protokoll-compliant, noch würde das in irgendwelcher anderen Form akzeptiert werden. Das ist ganz klar. Also häufig liegt es auf der Hand, wo die hier sind. Manchmal natürlich auch nicht und manchmal liegt der Teufel auch im Detail. Da wäre natürlich die Annahme immer so genau wie möglich. Das ist ganz klar. Hast du da Beispiele, wo sowas mal gut funktioniert hat oder wo es problematisch war auch? Mit der Bilanzierung selbst? Genau, also gerade im Zusammenhang mit Transportemissionen. Ja, klar. Also noch mal zurückzugehen auf diese Treibhausgasbilanz nach dem GRG-Protokoll. Scope 1 und 2 Emissionen, das sind Emissionen, die zum Beispiel beim Verbrauch von Sprit entstehen, mit der unternehmenseigenen Flotte. Das kann man relativ einfach bilanzieren, weil man guckt sich die Spritverbräuche an und multipliziert das mit dem Emissionsfaktor fertig. Scope 2 zum Beispiel Stromverbrauch, das geht auch relativ einfach, weil die Daten zur Verfügung stehen von dem Unternehmen. Bei Scope 3 wiederum ist es schwierig, weil sich da die meisten Aspekte auf Bereiche konzentrieren, die eben nicht direkt was mit dem Unternehmen zu tun haben. Und so ist es eben dann auch häufig bei den Logistikprozessen. Also Unternehmen beauftragen eine Logistikfirma, die Logistik abzuwickeln und dann zahlen die dafür einen Preis und dann war es das. Dann müsste man, wenn man die Bilanz erstellt, auf diese Dienstleister zugehen und sagen, wie viel Gewicht haben wir transportiert. Das weiß das Unternehmen hoffentlich selber. Auch das ist nicht immer der Fall. Also auch diese Datenlage ist manchmal schwierig zu erfassen und man würde dann auf diesen Logistikdienstleister zugehen und den erst mal fragen, habt ihr eine Bilanz erstellt? Für unsere Logistikprozesse, Treibhausgasbilanz, wisst ihr wie viel da drin steckt? Einige haben das. Die Größeren können das relativ schnell und zügig auch liefern, aber bei kleineren sind diese Informationen eben nicht verfügbar. Das ist dann natürlich eine Herausforderung, weil da muss man es selber berechnen. Und dann vielleicht eine Anekdote. Es ist tatsächlich manchmal so, dass man sich hunderte Lieferscheine anschauen muss, PDF-Dateien, um herauszufinden, welche Lieferung kam jetzt aus. Man weiß, die kommt irgendwo aus Ostasien, aber von wo genau? Ostasien ist ein riesiger Raum. Also allein in China gibt es die riesigsten Unterschiede und da muss man schauen, wie wurde das Produkt von A nach B transportiert? Welche Transportart? Und das muss man dann manchmal den Lieferschein entnehmen, weil zum Beispiel Daten nicht hinterlegt sind oder einfach noch keine Notwendigkeit danach war. Und das kann man sich ja vorstellen. Da sitzt man da, guckt sich ein PDF an, kopiert eine Zahl aus einer PDF in eine Excel-Datei und rattert sich dann dadurch. Und da wird man natürlich wahnsinnig. Aber eben auch zeigt dann eine Notwendigkeit der Digitalisierung dieser gesamten Prozesse. Wenn man einen Berater für so ein Projekt beauftragt oder auch eine eigene interne Ressource und die sitzt zwei Wochen da und macht Copy-Paste vom PDF zu Excel. Das kann nicht sein. Also in dem Sinne ist auch eben die Nachhaltigkeit oder auch die Bilanzierung ganz explizit eben auch ein guter Antreiber, um vielleicht für Unternehmen auch noch mal eine zusätzliche Motivation zu geben, die eigenen Prozesse zu digitalisieren und zu vereinheitlichen. Also nicht nur, dass man die Digitalisierung nutzen kann, um zum Beispiel Bilanzierungsprozesse zu vereinfachen und genauer zu machen, Aber auf der anderen Seite eben auch, dass Unternehmen, die sich eher gesträubt haben oder Unternehmen, die in alten Prozessen verharren, vielleicht dann noch mal eine zusätzliche Motivation geben, diese Prozesse dann zu digitalisieren, um zum Beispiel diese Treibhausgasbilanzierung zu vereinfachen. Okay, dann sind wir schon direkt bei dem Punkt. Das klingt jetzt nach viel Arbeit, wenn ich die jetzt in PDFs durchgehen muss. Was wäre jetzt so dein Tipp, wenn ich jetzt als Unternehmen sage, ja, ich möchte gerne so eine Treibhausemission, so eine Bilanz erstellen oder mich überhaupt mit dem Thema mal genauer beschäftigen, was wäre so der Punkt, wo ich einsteigen könnte, womit sollte ich loslegen? Ja, das kommt ein bisschen darauf an, das kommt ein bisschen darauf an, wie weit ich bin als Unternehmen. Also es gibt eben einige Unternehmen, die haben sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt und es gibt andere Unternehmen, auch KMUs schon, die das schon länger machen und die schon eine gewisse Kompetenz in dem Bereich entwickelt haben. Grundsätzlich gilt, man muss sich erst mal reinfuchsen und reinfuchsen heißt das GRG-Protokoll für den Corporate Carbon Footprint Standard, den sollte man sich auf jeden Fall einmal durchlesen. Das ist zwar ein großer Brocken an Informationen, aber da sollte man sich einmal durcharbeiten. Es gibt auch eine Guideline dazu und einige Beispiele und so weiter, also der ist sehr ausführlich. Damit sollte man beginnen, auf jeden Fall. Das ist insbesondere wichtig, dass man dann, weil man daraus gehend dann abschätzen kann, wie groß wird denn wohl vermeintlich der Aufwand sein, um sowas zu erstellen. Was man dann machen sollte, wäre ein Initial Assessment oder ein Pre-Assessment, das bedeutet, man guckt sich die Kategorien an, die es in diesem Corporate Carbon Footprint geht, natürlich inklusive allem, was mit der Logistik zu tun hat und schaut, wo liegen welche Daten wohl schon vor, also die sozusagen, die Input-Daten. Das heißt, kann ich schnell nachvollziehen, wie viel Strom ich in dem letzten Jahr verbraucht habe. Kann ich die Rechnung ab? Kann ich die schnell sehen? Dann kann man die Emissionen, die mit dem Stromverbrauch zu tun haben, relativ schnell bilanzieren. Und so geht man dann diese Kategorien durch und hat dann ein Gefühl dafür, okay, wie viel Aufwand steckt jetzt eigentlich dahinter. Dann ist natürlich die zweite Frage, für wen mache ich das? Ist es eine Anforderung der Regulatorik, weil ich vielleicht eine gewisse Größe erreicht habe und jetzt nachhaltigkeitsberichterstattungspflichtig nach CSRD bin? Wollen das meine Stakeholder, meine Kunden oder vielleicht sogar eine Gemeinde, die sich irgendwie zum Ziel gesetzt hat, dass die eigene lokale Gemeinde nachhaltiger werden soll? Die Mitarbeiter. Wir sehen eben, dass es insbesondere jungen Menschen immer wichtiger wird, dass dieses Thema auch unternehmerisch adressiert wird und es gibt eben Arbeitnehmer, die sich für einen Arbeitgeber entscheiden, dahingehend, wie nachhaltig das Unternehmen ist oder wie viel Mühe sie sich dahingeben. Also, dass man sozusagen die Motivation abklappert, weil dahingehend kann man dann auch die Ressourcen planen und schauen, okay, wir wissen jetzt, wie viel Aufwand steckt dahinter. Wir wissen jetzt, für wen ist das wichtig, weil das für uns dann definiert, wann müssen wir mit wie viel Kapazitäten uns dem Thema widmen. Ja, so wären die ersten Schritte. Ich würde noch einen wichtigen Punkt hinzufügen, und zwar Fördermittel prüfen. Also, es gibt eine Reihe von staatlichen und auch auf Bundeslandebene Förderungen, die Unternehmen bei genau solchen Sachen unter die Arme greifen. Mit solchen Sachen meine ich vielleicht einfach nur die Erstellung von einem Corporate Carbon Footprint, aber eben auch Unterstützung bei der Entwicklung von Dekarbonisierungsstrategien. Es gibt da von der BAFA eine Förderung, Modul 5 Transformationspläne, die letztlich Unternehmen dabei fördern, ja, eine Transformationsplan, für mich ein bisschen sperriger Begriff, obwohl der vorher noch sperriger war, aber letztlich eine Dekarbonisierungsstrategie zu entwickeln, inklusive einer Treibhausgasbilanz. Und das sollte man auf jeden Fall prüfen, weil das natürlich direkt dieses Ressourcenthema adressiert, weil viele Unternehmen haben eben noch nicht den dezidierten Nachhaltigkeitsmanager in ihren Reihen und müssen sich jetzt da eben beginnen mit auseinanderzusetzen. Thema Förderung, da fallen mir natürlich sofort unsere Klimacoaches ein, die kostenfrei zu Ihnen ins Unternehmen kommen. Alle Infos dazu finden Sie in den Shownotes. Jetzt haben wir viel über Herausforderungen gesprochen, wie ich meine Emissionen herausfinde und weiß jetzt Bescheid, was wären denn jetzt so einfache Lösungen, mit denen ich mal loslegen kann? Ja, es ist natürlich ganz, ganz wichtig, also ich hatte es ja am Anfang gesagt, you can't manage what you can't measure, aber nachdem man jetzt gemeasurt hat, muss man auch managen und das heißt, jetzt gilt es natürlich, die entsprechenden Maßnahmen zu identifizieren, die das Unternehmen auf dem Weg zur Dekarbonisierung letztlich in die Tat umsetzt. Und da würde ich zuerst auch mal empfehlen, also man sollte verschiedene Maßnahmen entwickeln, Longlist erstellen, diese Maßnahmen dann bewerten und dann priorisiert umsetzen. Auf der einen Seite wird es immer Maßnahmen geben, die teuer sind und großen Impact haben, das sind natürlich langfristige Projekte, aber es gibt eben auch die Quick Wins, also die Sachen, die man mit relativ wenig Aufwand schnell umsetzen kann und die jetzt nicht die Welt retten und auch nicht die eigene Treibhausgasbilanz retten in diesem Sinne, aber die eben schon mal ein guter erster Schritt sind. Bezogen auf Logistik und Transportprozesse sind das eben allgemein hin natürlich die Sachen, auf die das Unternehmen direkten Einfluss hat. Aus der Perspektive eines Logistikunternehmens könnte man überlegen, dass Transportrouten effizienter gestaltet werden, das heißt, dass die Güter, die von A nach B transportiert werden, eben nicht den unbedingt zeitlich effizientesten Weg gehen, sondern den ökonomisch und ökologisch effizientesten Weg. Das bedeutet, dass man seinen Kunden absprechen sagt, wenn die Ware jetzt eine Woche später kommt, wir dafür aber x Prozent der Treibhausgasemissionen einsparen, wäre das für dich in Ordnung? Das wäre zum Beispiel mal eine Maßnahme, da muss man nichts an der Infrastruktur ändern, man muss sich keine neuen Anschaffungskosten und das lässt sich relativ gut umsetzen. Natürlich unter der Prämisse, dass der Kunde oder der Partner, mit dem man zusammenarbeitet, da auch mit D'accord geht. Man kann es natürlich so verpacken, dass der Kunde natürlich dadurch seine indirekten Treibhausgasemissionen auch senkt. Jetzt vielleicht nochmal ein anderes pragmatisches Beispiel, wenn es jetzt um Pendlertransport geht zum Beispiel, da gibt es eben Möglichkeiten, dass man seinen Arbeitnehmern ein Jobrad anbietet, dass sie nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit fahren, dass man die Arbeitnehmer sensibilisiert, auch beispielsweise in den Logistikprozessen für effizientere Fahrweise. Ich weiß, das sind auch schon viele Sachen, die viele Unternehmen ohnehin schon machen und in diesen Quick-Wins-Kategorien finden sich häufig Sachen wieder, die auch aus unternehmerischer Perspektive einfach sind, ergeben, weil letztlich da, wo weniger Ressourcen verbraucht werden, wird weniger Geld investiert und dadurch spart das Unternehmen natürlich auch Ressourcen. Es gibt auch eine Reihe von weiteren Maßnahmen, die sind dann häufig unternehmensspezifisch, die sollte man bewerten und dann entlang dieser Impact-Effort-Bewertung, wie man das nennt, um zu identifizieren, welche Sachen kann man schneller angehen und welche Sachen brauchen Investitionen und werden ein bisschen länger dauern, bis sie dann ihre Wirkung entfalten. Vielen Dank Philipp Niemeyer, danke für das Interview, danke, dass du da warst. Ja, vielen Dank für die Einladung, hat mich sehr gefreut. Wenn Sie noch Fragen haben, schicken Sie uns eine Mail und wir kümmern uns. Alle Infos zur Folge, weiterführende Links und natürlich auch einen Kontakt zu unseren Expertinnen finden Sie in den Shownotes. Ich bin Mats Kastning und würde mich freuen, wenn Sie auch in der nächsten Folge wieder dabei sind und bis dahin wünsche ich uns allen ein gutes Klima. Ciao. Ciao, vielen Dank.
Karl-Peter Fritz
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