#42 Nachhaltigkeit als betriebliche Ressource
Shownotes
Viele Unternehmen schrecken vor Investiotionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen zurück. Aber wussten Sie, dass die Neubesetzung einer Stelle mit ca. 14.000 € berechnet wird? Eine globale Sicht auf die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit und die Etablierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur kann helfen, die langfristigen Gewinne zu erkennen und das Unternehmen für die Zukunft stark zu machen. Welche Vorteile sie für Ihr Unternehmen daraus ziehen können und was Maßnahmen sein können, hören sie in dieser Folge.
Informationen zum Gast:
Karoline Bünker
Sprecherin Fachgruppe Digitales BNW und Director Sustainable Development
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Folge – Nachhaltigkeit als Ressource
Klimaneutral Digital – der Info-Podcast für den Mittelstand. Wir unterstützen Sie mit konkreten Praxisbeispielen und passgenauen anbieterneutralen Angeboten rund um die Digitalisierung, damit Sie Ihre Klimaziele erreichen. Unser Angebot ist für Unternehmen kostenfrei. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klimaneutral Digital. Sie sind mit Ihrem Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wir helfen Ihnen dabei. Egal, wie weit Sie dabei schon gekommen sind, wir sind an Ihrer Seite. Vor allem, wie Ihnen die Digitalisierung dabei helfen kann, das erfahren Sie hier. Mein Name ist Mats Kastning und heute geht es um Nachhaltigkeit als unternehmerische Ressource. Dazu ist Karoline Bünker bei mir. Karoline, schön, dass du da bist und wärst du so nett, dich selber noch mal kurz vorzustellen. Ja, hallo, danke für die Einladung. Ich freue mich, dass ich hier sein kann. Genau, mein Name ist Karoline, ich bin in Dresden, habe hier ursprünglich mal Soziologie studiert. Da kommt, glaube ich, die Neugier her, wie funktionieren, was sind die Mechanismen, wie bringt man Sachen zum Funktionieren. Ich bin selber Unternehmerstochter, also richtiges KMU, Handwerksbetrieb, viel in der Werkstatt aufgewachsen. Dann habe ich gemacht, was eigentlich niemand in der Soziologie macht. Ich habe mich direkt selbstständig gemacht, war zehn Jahre selber selbstständig. Dann habe ich mein Ehrenamt zum Beruf gemacht und bin in so ein Non-Profit, gemeinnütziges Unternehmen gegangen und habe hier einen Standort aufgebaut in Dresden. Und dann bin ich 2021 zu dem Unternehmen gekommen, wo ich jetzt bin. Sandstorm Media heißt das, das ist eine Softwareagentur. Wir sind 35 Leute, sitzen hier in Dresden und wir machen Individualsoftware, also alles, was es noch nicht gibt. Mit einem Schwerpunkt auf Projekten, die irgendwie einen positiven Impact haben. Und ich bin hier zuständig für, lässt sich gar nicht so leicht sagen, meinen Titel haben wir irgendwann mal ausbaldowert, als ich unbedingt einen angeben musste für eine Pressekonferenz. Das ist dann Director Sustainable Development. Aber im Grunde genommen ist es Strategie, Nachhaltigkeit, Geschäftsentwicklung, Ausbildung. Also ein bunter Haufen von Zukunftsthemen. Wir wollen ja darüber sprechen, warum Nachhaltigkeit als unternehmerische Ressource funktioniert oder funktionieren soll. Und da direkt mal loslegen, warum sollte Nachhaltigkeit ein fundamentaler Bestandteil eines Business Plans zum Beispiel sein? Also wenn man mal von oben, wenn man mal ein bisschen rauszoomt. Wir verstehen Nachhaltigkeit ja meistens sehr stark in der ökologischen Nachhaltigkeit. Und die finde ich absolut wichtig, keine Frage. Aber wenn man rauszoomt, stellt man fest, dass Nachhaltigkeit einfach Ressourcenbewusstsein heißt. Das heißt, wir haben knappe Ressourcen, wir haben irgendeine begrenzte Ressource und wir wollen daraus das Bestmögliche machen. Und das ist das ökonomische Prinzip. Das ist das grundlegende Wirtschaftsprinzip. Wir müssen als Wirtschaft sinnvoll mit den Ressourcen umgehen, die wir haben und damit das Bestmögliche rauszukriegen. Das habe ich schon als Kind in einer Werkstatt kennengelernt. Du kannst nicht Dinge verarbeiten, die nicht da sind. Und wenn du einen Businessplan für eine Finanzierungsrunde oder Fördergelder bei der Förderbank einreichst und ganz egal, welche Ressource du nimmst, du nutzt eine Ressource und kannst nicht sagen, wo die herkommt dauerhaft, dann wirst du dafür keine Fördermittel und auch keine Business Angels bekommen, weil dann ist es kein runder Businessplan. Und so gucke ich auf Nachhaltigkeit. Was war deine Frage nochmal? Meine ursprüngliche, meine erste Frage war, warum sollte Nachhaltigkeit ein fundamentaler Bestandteil von Businessplan oder von Business selber sein? Okay, den hatte ich beantwortet, aber ich kann auch, wenn du möchtest, nochmal ein Beispiel nennen. Sehr gerne. Okay, also zum Beispiel eine Sache, die glaube ich alle KMUs aktuell gut kennen, ist Fluktuation. Also es ist ein sehr herausfordernder Teil der Arbeit, Leute zu finden, Auszubildende zu finden, die Bock aufs Unternehmen haben. Ich höre von Unternehmen tatsächlich, wo ein Viertel der Leute, die den Ausbildungsvertrag schon geschrieben haben, gar nicht anfangen, weil sie so viele kriegen und mit den Füßen abstimmen. Und auch Leute, die weggehen, ist es teuer, eine Stelle nachzubesetzen. Deloitte hat da mal eine Studie gemacht, die ist jetzt von 2019, ich vermute, dass es sich nicht so sehr verändert hat. Aber bei Unternehmen unter 1.000 Mitarbeitern sind wir an die 14.000 Euro an Kosten, die entstehen, wenn man eine Stelle nachbesetzt. Bei über 1.000 Mitarbeitern sind es über 17.000 Euro. Und ich kenne Unternehmen, die am laufenden Band eine hohe Fluktuation haben. Wir als Unternehmen haben in 16 Jahren sechs Leute verloren, in Anführungsstrichen. Also wir sind mit den meisten auch noch gut in Kontakt, aber das hat uns natürlich ganz viele Nerven und auch finanziell natürlich viel gespart. Das funktioniert durch eine anders gedachte Nachhaltigkeit. Das ist, wenn man das Prinzip Nachhaltigkeit verstanden hat, was überall angewendet gehört. Und auch soziale Nachhaltigkeit gehört dazu. Wenn man Menschen verbrennt, dann gehen die. Wenn man eine komische Unternehmenskultur hat, die nicht einladend ist, dann kommen Auszubildende nicht und Studierende nicht. Der Arbeitsmarkt bildet dafür auch gerade noch den Rahmen. Wenn man nicht in Weiting ist oder zum Beispiel auch mit Vielfalt und Unterschiedlichkeit klarkommt, dann hat das eine echte finanzielle Auswirkung auf ein Unternehmen. Und ich kenne Unternehmen, die sind in diesem Teufelkreis drin von ständiger Fluktuation. Und immer, wenn jemand irgendwie ein eigenes Projekt hat, muss er aber erst mal woanders mit Feuerchen löschen. Und wenn das andere dann gesichert ist, dann ist man für das eigene Projekt schon wieder knapp dran. Und wenn das eigene Projekt vorbei ist, ist man erst mal krank. Und wenn man das mal eine Weile lang so gemacht hat, dann ist man auch dauerkrank. Das heißt, alle anderen müssen wieder für die eine Person einspringen und so geht das am laufenden Band. Und so kann man sich richtig totlaufen. Ja, was würdest du empfehlen? Also wir reden ja quasi über soziale Nachhaltigkeit. Wie muss man mit den Leuten, mit den Menschen, mit den Mitarbeitenden umgehen, damit genau sowas nicht passiert? Also ich würde jetzt nicht sagen, one solution fits all. Ich glaube, das ist sehr individuell von Unternehmen zu Unternehmen. Es ist eine Riesenherausforderung, Unternehmenskultur zu verändern. Aber es klappt. Es machen ja ganz viele. Und es gibt auch ganz viele Beratungen dazu. Das ist auch gut so. Ich glaube, man braucht den Blick von außen. Das sind ganz viele verschiedene Themen. Also wir reden hier von gerechten Gehältern. Wir reden hier von Partizipation, von Mitspracherecht. Ich glaube, Hierarchien, altgedacht, sind nicht wirklich nachhaltig. Wenn man sich das mal überlegt, man hat eine Person, die hängt zwischen einer Geschäftsführung und zwischen ihrer Abteilung zum Beispiel. Und diese Person muss alles verantworten, was in der Abteilung passiert, gegenüber der Geschäftsführung. Jetzt kann eine Person, aber nicht 30 Leute, die unterschiedliche Jobs haben, die die Person selber gar nicht ausüben kann, weil es ist nicht ihr eigener Job, total kontrollieren. Man muss im Mikro managen, um nicht in die Situation zu kommen, dass da irgendwie, dass halt irgendwas schief geht. Und dann muss man das nach oben hin wiederum verantworten. Es ist doch kein Wunder, dass so jemand mit 40 Jahren am Herzinfarkt eingeht. Also das ist doch nicht nachhaltig. Da braucht man eine Vertrauenskultur. Die Leute, die die Arbeit machen, brauchen Verantwortung dafür, was sie machen und übernehmen die auch selber. Das heißt, sie sind stärker drin mit eingebunden. Und wenn sie selber an Bord sind und Verantwortung für das, was sie tun haben, dann ist es nicht einmal nötig, unbedingt unheimlich viele Vorschriften zu machen. Warum ist es so schwierig, diese Strukturen aufzubrechen? Weil das klingt ja für mich so, als wäre es so eine gewisse Art von Logik zu sagen, wenn ihr es so und so macht, wird alles einfacher, ihr verbrennt die Leute nicht mehr, also habt ihr was davon. Aber warum ist es so schwer, diese Strukturen aufzubrechen? Ich glaube, da spielt Angst eine große Rolle. Also man kann nicht jemanden, der in der Kultur, und ich will gar nicht sagen, dass das immer nur schlechte Kultur ist, das war Kultur seiner Zeit und hat irgendwann mal so funktioniert. Man kann nicht jemanden, der das so gelernt hat, der so sozialisiert ist, plötzlich sagen und zack, jetzt bist du plötzlich für alles verantwortlich. Dann ist die Frage, oh Gott, was passiert, wenn was schief geht? Weil dieses, ja, dann reden wir drüber und wir gehen erst mal davon aus, dass du nichts mit Absicht falsch gemacht hast, sondern dass du unter den Bedingungen, in denen du warst, unter den Ressourcen, die du hattest, die Informationen, die du hattest, dass du da die bestmögliche Entscheidung getroffen hast. Und es ist nicht einfach. Wenn irgendjemand was macht, was ich nicht nachvollziehen kann, dann fahre ich auch erst mal einen Film und denke, oh Gott, was war das denn jetzt? Und dann muss ich mich selber daran erinnern. Vertrauen. Du musst jetzt erst mal wissen, was da eigentlich abgelaufen ist. Und wenn man es versteht, dann stellt man manchmal sogar fest, oh, das war eigentlich die bessere Entscheidung als die, die ich getroffen hätte. Und so ist es eine wichtige Sache zum Beispiel auch, wenn jemand ist, der diese starke Kontrolle ausüben musste. Dieses Akzeptieren, dass Leute zu anderen Lösungen kommen, andere Entscheidungen treffen. Das ist nicht einfach. Und wenn man dann weiterhin dieses Ich-muss-das-aber-alles-wiederum-eine-Ebene-Höhe-verantworten-hat, das ist ja ein Nervenkrieg. Ja, das ist tatsächlich nicht einfach. Und das dauert und das setzt voraus, dass das nicht irgendwo eine Person eingestellt wird, der man jetzt sagt, mach jetzt du das Reporting und das ist alles, was wir zum Thema Nachhaltigkeit machen, sondern dass man verinnerlicht, dass Nachhaltigkeit eine ganz viele Dimensionen hat. Eine natürlich ökologische. Auf jeden Fall eine ökonomische. Wenn man sich da ehrlich mal anguckt, stellt man fest, dass das oft zusammenhängt, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit. Wie gesagt, von der Ressourcenperspektive aus eine soziale, eine individuelle, auch eine technologische. Das, glaube ich, ist allen völlig klar, dass man heutzutage super am Ball bleiben muss, was Technologie angeht, weil sich einfach alles verändert und wir in einer sehr, sehr komplexen, vernetzten Gesellschaft leben. Und etwas, was gestern das Kleinod des Unternehmens war, die eine Technologie oder die fünf Technologien plötzlich überholt werden. Also technologische Nachhaltigkeit ist, glaube ich, noch eingängiger, aber es ist auch, das würde man vielleicht nicht nachhaltig kennenlernen, aber würde sagen Innovationskraft und schon verstehen das alle. Was würdest du denn jetzt einem KMU zum Beispiel raten, wenn es Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie einbinden möchte? Wie lege ich jetzt los? Was mache ich? Meine Erfahrung ist, dass ein guter erster Schritt ist, sich zu vernetzen. Das kostet auch erst mal noch nicht so viel, ein bisschen Zeit. Aber das ist die Zeit, das wirklich gut investiert. Die Stunde, die man irgendwo mit jemandem geredet hat, kann einem hinten raus sechs Monate Arbeit ersparen. Und das zu verstehen und dann aus der Mühle rauszugehen, der Alltagsmühle, wo man sagt, alles ist wichtig und eilig und mal zu unterscheiden. Okay, es gibt wichtige Sachen, die nicht eilig sind, aber die sind trotzdem wichtig. Und dazu gehört zum Beispiel, sich zu vernetzen, auszutauschen, von anderen zu lernen. Wir haben gute Verbände zum Beispiel in Deutschland und natürlich auch international. Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft. Da umgibt man sich mit Unternehmen, Mittelständlern, die das verinnerlicht haben und kann von denen lernen. Das heißt nicht, dass man sofort eintreten muss, aber man kann ja mal gucken, wie kann ich da vielleicht in Austausch kommen. Das ist auch so eine Organisation für ein bisschen mehr auf der Fachebene Peerschool for Sustainable Development. Das sind wirklich gute erste Schritte, um mal zu horchen. Und vor allen Dingen bricht das auch so ein bisschen mit diesem Stereotyp, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und Erfolg nicht zusammenpassen. Wir haben ja so eine Vorstellung von Nachhaltigkeit ist der Antagonist zum Thema Profit oder Wirtschaftlichkeit. Wenn man rauszoomt und sich das nochmal genau überlegt, stellt man fest, das ist nicht so. Nachhaltigkeit heißt aber, dass man manchmal längfristiger investieren muss. Und nicht auf der Stelle in den Prophezit, sondern eben erst in ein paar Jahren. Oder dass es sogar mit Prävention zu tun hat. Wie heißt das so schön? There is no fame in prevention. Dass man gar keine eindeutige Zahl dranhängen kann, was hat uns das jetzt gebracht. Und das dann durchaus wieder ökologisch. Und wenn wir überlegen, was die Klimawandelfolgen sind, was das für Kosten sind. Wir haben hier in Dresden Fluten erlebt. Das Unternehmen meines Vaters einmal komplett abgesoffen. Wenn man das dann plötzlich nicht mehr die eine Jahrhundertflut hat, sondern die zehn Jahrhundertfluten. Das ist nicht mehr wirklich profitabel, wenn man ehrlich ist. Also Vernetzung ist das Erste, wo man ins Gespräch kommen kann. Dann, ich finde so Werkzeuge wie zum Beispiel der DNK, Deutscher Nachhaltigkeitskodex. Den finde ich ganz sinnvoll, weil da muss man erst mal noch gar nicht großartig irgendwas machen. Den kann man erst mal durchlesen. Der deckt alle Dimensionen ab, auch Innovationsfähigkeit, auch soziale Nachhaltigkeit. Das ist sehr breit gefächert und es lässt sich sehr gut auf jedes Unternehmen bis zum Einzelpersonenunternehmen runterbrechen. Das ist super flexibel und im Grunde genommen, das ist kostenlos verfügbar. So haben wir angefangen. Wir haben uns den vorgenommen und sind mal durchgegangen und haben super viel über uns selber gelernt. Also es ist schon alleine einfach mal so ein Ich-lerne-Sachen-über-mein-eigenes-Unternehmen, die ich vorher nicht auf dem Schirm hatte. Auch Risiken. Das tut erst mal noch nicht weh. Aber aus der Erkenntnis heraus, Mensch, da gibt es was, wo wir vielleicht irgendeinen Hebel haben. Jemand, der wirklich diesen Unternehmergeist hat, wird nicht in eine Stelle haben, wo er sagt, ich habe da erkannt, da ist ein Hebel für etwas, aber ich drücke den nicht. So kenne ich Wirtschaft nicht. Das treibt einen dann um. Früher oder später, wenn ich was verbessern kann, dann verbessere ich es auch. Man muss, glaube ich, ein bisschen aus diesem reinen Compliance-Denken rauskommen. Und als ich jetzt über den Green Deal denke oder nicht denke oder dass wir jetzt hier gerade so eine Stop-and-Go-Nummer und so eine Rückrollen hinlegen, man kann es vielleicht so umdeuten und sagen, okay, das gibt einem mehr Freiheit, nicht bloß in Reporting-Dimensionen zu denken und Compliance-Dimensionen zu denken, sondern tatsächlich mal in Strategie zu denken und raus zu zoomen. An dieser Stelle auf jeden Fall auch mal der Hinweis, du hast die NK erwähnt. Dazu haben wir eine eigene Folge gemacht. Da kann man sich damit noch mal genauer beschäftigen. Jetzt aus deiner Sicht, gibt es so typische Fallstricke, vor denen du warnen kannst? Also dieses, wenn ihr euch jetzt damit beschäftigen wollt, mit Nachhaltigkeit als Ressource, lasst das erst mal beiseite oder fangt auf jeden Fall damit an. Also quasi irgendetwas, so ein Learning, was du weitergeben kannst, was es vielleicht einfacher macht, ins Thema zu kommen. Ich habe es vorhin schon mal angestopst, so eine Nachhaltigkeits-Phäre einzustellen. Und das meine ich jetzt wirklich nicht so, wie es klingt. Ich hatte mal eine Journalistin, was über mich geschrieben, und sie hatte mich als Nachhaltigkeits-Fee bezeichnen wollen. Und das hat mich so geixt irgendwie, weil als Fee stelle ich mir so eine kleine flatternde Fee mit so einem kleinen Zauberstab und ein bisschen Glitzer vor, die irgendwie um Leute rumschwirrt und ein bisschen Glitzer auf irgendwelche Berichtsvorschriften streut, damit es nicht mehr ganz so sehr wehtut. Wenn man das so angeht und sagt, ich stelle da jemanden mit einer halben Stelle ein und die Person macht dann das Reporting und damit haben wir alles getan, was wir tun. Ich glaube, das ist nicht die Lösung. Ich glaube, man muss es strategisch denken und jemanden, den man damit beauftragt, wirklich auch unterstützen im Sinne von wirklich gesprächsbereit sein, auf Augenhöhe miteinander reden. Da kommt jemand ins Unternehmen, wenn es jemand von außen ist. Oft sind es gar nicht Leute von außen, oft sind es Leute von innen, die das Unternehmen sehr gut kennen und diese strategische Sicht, diese analytische Blick auf das Unternehmen haben, in Zukunftsdimensionen denken. langfristig denken. Und die muss man ausstatten. Mit Vertrauen, mit Augenhöhe, mit Zugang. Ansonsten kann man es ehrlich gesagt auch lassen. Und dieses, ja, dann lassen wir es halt, ist halt auch gefährlich. Weil unsere Welt ja nicht sagt, ach, dann lassen wir das jetzt mit dem Ganzen, mit der ganzen Transformation gesellschaftlich, Klimawandel, Fachkräftemangel, allem. Also für mich wäre übrigens eine Nachhaltigkeitsfee eine Fee, die mir die ganze Zeit sagt, was ich richtig machen kann und wie ich es einfacher hinkriege und nicht jemand, der alles verschönert. Ja, aber du verstehst, diese Assoziation, die ich als erstes habe, von einer Fee, ist jetzt nicht wirklich machtvoll. Ich meine, es kommt jetzt drauf an, wenn man sich jetzt, also es kommt drauf an, welche Kinderbücher man gelesen hat wahrscheinlich. Und ob so eine Fee so eine kleine flatternde Fee ist oder ob das jemand ist, der wirklich Einfluss hat. Aber für mich hat es getriggert damals. Und das steht für mich so ein bisschen für dieses Ich-stelle-da-jemanden-Teilzeit-ein-Ressourcen-mäßig-quasi-nicht-ausgestattet-kein-Zugang-kein-irgendwas-Schreibmal. Das hilft nicht. Es ist ein Strategieprozess. Deswegen, sich mit anderen Unternehmen vernetzen, vielleicht mal so ein kostenloses Werkzeug wie den Deutschen Nachhaltigkeitskodex, einfach auf die Website gehen, sich mal die Kriterien anschauen, mal durch den Kopf schieben und überlegen, aha, okay, das sind alles Sachen, wie sind wir denn da aufgestellt? Warum könnten die denn Zukunftsfähigkeit in sich tragen? Und dann miteinander reden, zulassen, dass vielleicht ein paar neue Ideen einsickern, keine Angst davor haben und dann experimentieren. Aber das ist dann schon der nächste Schritt. Da braucht man dann schon richtig ein bisschen Mut und ein bisschen Wissen vorher. Deswegen dieses Vernetzen und erstmal analysieren ist ein guter Anfang und wird dazu führen, dass man das Gefühl kriegt, irgendwas verändern zu wollen. Da bin ich ziemlich sicher, weil man eben auch sieht, und ich glaube, da bin ich vorhin abgebrochen, in diesen Verbänden sieht man, dass es ein Klischee ist, dass ein Unternehmen, was sich mit Nachhaltigkeit im Kernprozess beschäftigt, irgendwie struggelt die ganze Zeit. Es gibt wirklich solide Pfeiler der Wirtschaft, die in nachhaltigen Dimensionen denken und von denen will man doch lernen. Gibt es noch irgendwas, worüber wir noch nicht gesprochen haben, von dem du aber meinst, es müsste auf jeden Fall noch gesagt werden? Wie viel Zeit haben wir denn noch? Die Sustainable Development Goals, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, manche Leute können die schon gar nicht mehr sehen, die bunten Kacheln und so. Das wirkt wie so ein Kommunikationsmittel. Mir hat das geholfen, zu verstehen, wie vielfältig das Thema Nachhaltigkeit ist. Da findet auch wirklich fast jeder Mensch irgendwas, worin er anknüpfen kann. Als ich angefangen habe mit meinem Job, gab es dieses Gefühl von, wenn wir nachhaltiger werden wollen, dann entscheiden wir uns gegen wirtschaftlichen Erfolg. Also musste man erst mal diesen Glaubenssatz, Nachhaltigkeit ist ein Widerspruch zu wirtschaftlichem Erfolg, rausholen. Und das andere ist, es wurde in erster Linie in ökologischer Nachhaltigkeit gedacht, aber Innovation gehört genauso dazu. Nachhaltige Städte gehören genauso dazu, wie Klimaschutz zum Beispiel. Stabile Wirtschaft gehört dazu. Starke Institutionen gehören dazu. Also diese SDGs, mal hinzu, ich mache das immer so ein bisschen, ich habe da fast so ein bisschen eine Guerillataktik, ich habe die einfach mal strategisch ein bisschen im Büro verteilt, hier und da. Da hängt irgendwo in der Ecke, im Konferenzraum ist da mal so ein Kreis oder sowas. Das sickert dann so guerillamäßig vom Denke her mit in alle verschiedenen Meetings ein, weil es sichtbar macht, wie viele Themen da zusammenhängen. Wenn zum Beispiel das Thema Bildung, ich glaube, das müssen wir nicht mehr erklären, dass das Thema Bildung und Zugang zu Bildung auch ein Wirtschaftsthema ist. Und das sowohl in einer Demokratie, wo man mündige Bürger braucht, die Selbstwirksamkeit erleben und die wählen gehen, aber die eben auch wissen, dass ihre Stimme gehört wird. Und das Gleiche ist auch in Unternehmen. In Unternehmen brauchen wir auch selbstwirksame Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen, die ihre Ideen einbringen, die was sagen, wenn sie eine Idee haben oder wenn sie das Gefühl haben, irgendwas läuft nicht, die dann nicht Angst haben, dass sie für keine Angst haben, mal einen Fehler zu machen zum Beispiel. Das hat alles was mit Selbstwirksamkeit zu tun und das hat alles was mit Bildung zu tun. Also man muss rauszoomen, um zu sehen, was da zusammenhängt. Das kann ich empfehlen. Dass Vielfalt nicht nur ethisch richtig ist, sondern auch klug ist, das ist längst nachgewiesen. Da gibt es Unmengen Studien dazu. Charta der Vielfalt bietet das alles an online, um zu sehen, dass wenn man ein vielfältiges Team hat, man eben auch weniger blinde Flecken hat. Das heißt, Probleme früher sieht, Zielgruppen besser kennt. Das ist auch so ein Thema, was man auf ersten Blick nicht zusammen in Zusammenhang bringt, wenn man nicht mal von sozusagen, es gibt ja diese zwei Sachen, kennt ihr das Tanzsaal versus Galerie? Wenn ihr euch ein Ballseil vorstellt, wir haben ja hier mit diesem Semperoper einen Ball, ich meine, der polarisiert auch tierisch, aber wenn ihr euch mal so eine Semperoper vorstellt und ihr habt unten, oder so wieder Opernball, polarisiert genauso, aber ihr habt unten die Paare, die tanzen die ganze Zeit, das heißt, die sind drin. Gibt es die Galerien ringsum, wo man mal raufgehen kann und von oben runterschauen kann? Und so geht uns das auch so. Wir machen irgendwas und wir sind mittendrin und dann arbeiten wir oder tun wir irgendwas. Und dann dürfen wir nicht vergessen, auch mal hoch auf die Galerie zu gucken und von oben runterzuschauen. Und das ist wieder dieser Unterschied zwischen wichtig und dringend. Unten auf der Tanzfläche machen wir die Dinge, die wichtig und dringend sind, in denen wir drin sind. Und das andere ist wichtig und nicht dringend. Gefühl zumindest. Gibt es auch diese Eisenhower Matrix, da kann man sich das mal anschauen. Da gibt es diese Quadranten, wie man Prioritäten setzt. Und dieses wichtig und nicht dringend ist, eben mal auf die Strategieebene zu gehen und mal langfristig zu denken, von oben runterzuschauen, zu sagen, wo haben wir eigentlich Kernknackpunkte, die wir im Alltag einfach immer wieder irgendwie einfach nur reagieren, wo wir eigentlich eine langfristige Entscheidung brauchen, wie wir was verändern. Und sich rauszunehmen und immer mal von oben draufzugucken, das ist ein ganz wichtiges Nachhaltigkeitsthema. Nur so sieht man die Themen. Vielen, vielen Dank für das schöne Bild. Jetzt seht ihr alle Tänzer und Tänzerinnen. Genau, vor allem auf dem Opernball, das ist genau meins bis jetzt immer gewesen. Karoline Bünker, vielen, vielen Dank, dass du da warst. Wenn Sie noch Fragen haben, schicken Sie uns eine Mail und wir kümmern uns. Alle Infos zur Folge, weiterführende Links und natürlich auch einen Kontakt zu unseren Expertinnen finden Sie in den Show Notes. Ich bin Mats Kastning und würde mich freuen, wenn Sie auch in der nächsten Folge wieder dabei sind. Und bis dahin wünsche ich uns allen ein gutes Klima. Machen Sie es gut. Ciao. Tschüssi. Mach's gut. Klima Neutral Digital gehört zu Mittelstand Digital. Das Mittelstand Digital Netzwerk bietet umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Alle Informationen finden Sie unter klima-neutral-digital.de. Konzept und Produktion Audio Textur
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