#44 Aktionsplan für eine Liveband
Shownotes
Touren verursacht CO₂ – doch auch Musikschaffende können mit einfachen Mitteln nachhaltiger unterwegs sein.
Wussten Sie, dass bei einer kleinen Clubtour mit rund 500 Besucher:innen pro Abend die Anreise der Fans mehr Emissionen verursachen kann als die Tourlogistik selbst? Genau das fand Künstlermanagerin Kim Laber mit Unterstützung unseres Klima-Coaches heraus indem sie für die Band Sperling einen Aktionsplan entwickelte. Das Ergebnis: eine umfassende CO₂-Bilanz, konkrete Maßnahmen und jede Menge Inspiration für andere Acts.
Informationen zum Gast:
Kim Laber, Artist- und Tourmanagerin
https://der-unterschlupf.de/
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Folge – Aktionsplan Bands on Tour
Klimaneutral digital – der Info-Podcast für den Mittelstand. Wir unterstützen Sie mit konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten rund um die Digitalisierung, damit Sie Ihre Klimaziele erreichen. Unser Angebot ist für Unternehmen kostenfrei. Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Klimaneutral digital. Sie sind mit Ihrem Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität. Wir helfen Ihnen dabei, egal wie weit Sie dabei schon gekommen sind. Wir sind an Ihrer Seite. Vor allem, wie Ihnen die Digitalisierung dabei helfen kann, das erfahren Sie hier. Mein Name ist Mats Kastning und heute wird es laut, aber mit Plan. Denn unser Thema heute dreht sich um Musik, Nachhaltigkeit und die Frage, wie kann eine Band ihre Tour klimafreundlicher gestalten? Dazu ist Kim Laber bei mir. Kim, wärst du so nett und würdest dich selber noch mal kurz vorstellen? Ja, das mache ich sehr gerne. Hallo, mein Name ist Kim Laber. Ich bin Gründerin von Räuberleiter Artist Management und ich betreue und unterstütze Bands in ihrem alltäglichen Band-Dasein. Wie kommst du dazu? Wie bist du auf die Idee gekommen, genau das zu machen? Also ich habe ganz lange in der Messbranche gearbeitet und parallel immer mal wieder Jobs für den SWR auf Festivals, bei denen ich Bands betreut habe. Mir ist aufgefallen, dass ich sehr, sehr gerne in der Live-Branche arbeite und insbesondere gerne mit Bands arbeite, weil ich sehr gerne in kreativen, inspirierenden Umfelden mich bewege und daher habe ich dann während meinem Job damals bei der Messe Stuttgart für mich beschlossen, okay, ich habe den Glück, in die Musikbranche tief einzutauchen und deshalb habe ich dann meinen Master an der Popakademie in Mannheim gemacht und mich während des Masters selbstständig gemacht. Ich habe dann auch Kontakte geknüpft zu den ersten Artists und jetzt bin ich ganz aktiv im Bereich Künstlerinnen-Management und Tourmanagement. Und in dem Bereich hast du jetzt einen Aktionsplan durchgeführt. Klär uns auf, was habt ihr gemacht? Ja, was haben wir gemacht? Also ich muss dazu sagen, dass ich damals bei der Messe Stuttgart vier Jahre lang Nachhaltigkeitsmanagement gemacht habe. Das heißt, ich habe mir überlegt, wie kann ein Unternehmen klimafreundlich bzw. klimaneutral handeln und ja, mit meinem Umzug in die Musikbranche sozusagen, habe ich mir genau dieselbe Frage gestellt für Musikschaffende und habe mir dann überlegt, okay, was können, weil ich hatte dann auch die ersten Tourneen begleitet und habe dann auch gesehen, okay, man ist viel unterwegs, es kommen extrem viele Menschen, man sitzt viel im Auto, man besucht verschiedene Venues und was kann man denn eigentlich als Band machen und was gibt es denn da überhaupt schon? Und dann habe ich ein bisschen angefangen zu recherchieren und habe gesehen, ah, okay, da gibt es noch gar nicht so viel, wo wir uns informieren können. Ja, ich denke mir immer, wenn man irgendwie Maßnahmen definiert oder Pläne schmiedet, dann ist es auch ganz praktisch, ein paar Zahlen zu haben und zu sehen, was muss man denn überhaupt tun, um nachhaltig zu sein oder wie sieht das überhaupt aus? Und ich habe da sehr, sehr wenig Referenzwerte gefunden und deswegen habe ich mir zur Aufgabe gemacht, dass ich eine CO2-Bilanz erhebe für die Tour von der Band Sperling, die ich selber auch manage. Dann habe ich die Jungs kontaktiert und meine Idee vorgestellt und habe die gefragt, ob sie nicht Lust hätten, das mit mir zu machen, weil die Jungs, die leben das selber auch, das sieht man auch in ihrer Merch-Kollektion beispielsweise und ja, die waren total begeistert und haben gesagt, ja, haben wir auf jeden Fall Lust, nutz alle Daten, die du finden kannst und wir unterstützen dich auf jeden Fall im Hinblick auf Kommunikation. Und dann, ja, sind wir losgezogen und ich habe mir das Thema auch zum Thema meiner Masterarbeit damals gemacht und habe dann angefangen zu recherchieren und zu gucken, hey, was gibt's, was braucht's, was für Daten braucht's überhaupt und wie erhebt man überhaupt solche Daten und mit welchen Partnern überhaupt? Kurz zur Einordnung, für alle, die jetzt die Band Sperling nicht kennen, über welche Größenordnung reden wir da ungefähr? Die Band Sperling, die hatte jetzt letztes Jahr ihre erste eigene Headliner-Tour und im Frühjahr den zweiten Teil und die bespielen Venues in der Größe 200 bis 500 Personen und haben auf Spotify ungefähr 40.000 monatliche HörerInnen und 10.000 FollowerInnen auf Instagram. Wie ging's jetzt los? Was habt ihr gemacht? Ja, was haben wir gemacht? Also, wir wussten, wie sieht das Routing aus, wo sind wir überall und dann habe ich erstmal überlegt, okay, was müssen wir überhaupt für Daten erfassen und da stand ich eben auch im Kontakt mit dem Klimacoach, dann mit einem Client von Klimaneutral Digital und hab mich dort informiert, hab ganz viel Kontakt zu unterschiedlichen Branche-Expertinnen gesucht und hab mich mit Menschen hingesetzt aus der Branche, vor allem auch aus Expertinnen aus der Musikbranche, weil es gibt in der Tat schon einzelne Netzwerke, die sich genau mit diesem Thema auseinandersetzen und dann sind wir hingegangen und haben so eine Wesenheitsanalyse gemacht und uns überlegt, okay, wir sind jetzt auf Tour, wir sind eine Band, wir sind eine Crew, was müssen wir überhaupt erfassen, wo müssen wir überhaupt die Systemgrenze ziehen, also, nur die Daten unserer Band, müssen die Fans mit rein, müssen unsere Support-Band mit rein, müssen die Venues mit rein und wenn ja, bis zu welchem Ausmaß, welche Daten sind wichtig für uns in diesem Land und da habe ich viele Gespräche geführt, viele Diskussionen auch, weil, ja, es ist ja immer so eine Frage der Systemgrenzen, also wie viel können wir uns selber zuschreiben und wie viel muss man anderen zuschreiben und mit den ganzen Informationen habe ich einen Plan gemacht und mir dann überlegt, okay, die und die Daten müssen wir erfassen und im Vorfeld habe ich dann verschiedene Fragebögen erstellt, einerseits für die Venues, einerseits für uns als Band, weil uns war es auch wichtig, dass wir die Anreise und das Übernachtungsverhalten unserer Fans erfassen, dass wir auch wissen, okay, wer kommt wie, wohin und wo übernachten die Personen und bei den Venues war es insbesondere wichtig zu wissen, wie sieht so eine Venue aus, wie heizen die, welchen Strom nutzen die, wie viel Wasser verbraucht so eine Venue, wie viel Abfall fällt an. Ja, und dann habe ich noch die Daten von unserer Band betrachtet, also ich habe geschaut, mit welchen Transportmitteln sind wir unterwegs, wie viele Kilometer fahren wir, wie weit reist die Crew an, mit welchen Verkehrsmitteln reist die Crew an und dann sind wir losgetuckert auf Tour und bei jedem Tourstopp haben wir ja Fragebögen ausgelegt für die Fans am Merch-Stand, was auch echt super cool war, also es hat extrem viel Spaß gemacht, am Merch-Stand zu stehen und mit den Fans zu besprechen, weil die haben sich auch sehr über die Initiative gefreut. Viele haben gesagt, hey, das ist das erste Mal, wo wir so eine Aktion sehen und viele haben auch gesagt, hey, wir sind super interessiert an den Ergebnissen und würden uns freuen, wenn ihr das auch teilt. Ja, und diese Fragebögen habe ich dann ausgewertet und meine Ansprechpartner in der Venue, die haben ebenfalls Fragebögen bekommen, da muss ich sagen, da war die Rücklaufquote nicht so groß, weil wir in Venues gespielt haben, die meistens gar nicht die Infrastruktur oder die Ressourcen hatten, diese Fragen auch weitestgehend zu beantworten. Genau deswegen habe ich alles gesammelt, was ich bekommen habe, habe alle Daten zusammengeführt und ja, habe mich dann mit Menschen und Expertinnen zusammengesetzt, die sich darauf spezialisiert haben, die PSY-Bilanzen auszurechnen und mit denen, denen habe ich meine ganzen Daten gegeben und die haben sich hingesetzt und dann sind echt spannende Ergebnisse rausgekommen und genau diese Ergebnisse habe ich dann genommen, um Maßnahmen zu definieren und habe mich dann auch mit der Band hingesetzt und habe überlegt, okay, so und so sieht es aus, am meisten CO2 verursachen unsere Fans mit ihrer Anreise, wir sind quasi auf Platz zwei mit unserer Mobilität, was können wir tun, also natürlich steht es ja nicht in unserer Verantwortung, wie unsere Fans anreisen, aber was können wir als Band tun, um künftig Emissionen gering zu halten bei unserer Tour. Ja, ich gehe mal davon aus, dass ihr jetzt als Band nicht mehr, also keine 500 Leute seid, deswegen, wie groß ist denn die Differenz jetzt zwischen dem, was eure Fans quasi, der Anteil, den die Fans daran haben und euer? Wie groß ist der Anteil? Ich vermute, ich habe die Zahlen jetzt nicht im Kopf, muss ich ehrlich sagen. Ungefähr so. Ich meine, dass die Band acht Tonnen CO2 verursacht hat und die Fans 20 Tonnen. Und was können die Fans jetzt machen oder beziehungsweise auch, wie könnt ihr dazu beitragen, dass die Fans diese 20 Tonnen vielleicht runterbringen? Also viel Aufklärungsarbeit, erst mal erzählen, warum ist es überhaupt wichtig und dann Aufklärungsarbeit leisten, was für Alternativen kann es geben, also muss man alleine in einem Auto zu einer Menü anreisen oder kann man sich auch mit anderen Leuten zusammentun. Und da haben wir gedacht, okay, das wäre ganz interessant, eine Fahrgemeinschaftsplattform anzubieten. Da gibt es Teile wie zum Beispiel Discord, da haben wir jetzt eine Community-Plattform erstellt und die möchten wir dann eben zur nächsten Tour teilen und sagen, Leute, hier ist eine Plattform für euch, schließt euch doch zusammen, guckt doch schon, wo ihr anreist und vielleicht könnt ihr Fahrgemeinschaften bilden. Dann einfach auf ÖPNV und Deutschlandticket hinweisen, weil viele Menschen vergessen, dass sie das Deutschlandticket natürlich auch verwenden können, um den öffentlichen Nahverkehr umsonst zu nutzen. Ja, mit den Values sprechen, ich habe auch in den Fragebögen immer abgefragt, ob sie bewaffnete Fahrradstellplätze haben, dass die Leute wissen, okay, sie können die Fahrräder auch sicher abstellen und dann, ja, einfach viel darüber sprechen und sagen, warum ist es wichtig. Und ja, uns war es halt auch wichtig, dass wir nicht mit einem erhobenen Zeigefinger da rausschreiten und sagen, hey, ihr macht doch nur das falsch. Ich muss dazu sagen, dass die Sperling-Fans extrem nachhaltig angereist sind. Also ich glaube, es waren lediglich fünf Prozent, die alleine im Auto angereist sind. Es ist keiner mit dem Flugzeug gekommen. Wir hatten extrem viele, die Fahrgemeinschaften gebildet haben und wir hatten extrem viele, die öffentlich angereist sind. Und das ist, glaube ich, auch so ein bisschen unser Anspruch zu sagen, wir wissen, wir machen auch nicht alles richtig. Wir stoppen bei unserem Tourstopp auch mal bei einem McDonald's oder so, je nachdem, wie der Hunger da ist. Aber wir gucken trotzdem alles und allem, dass das, was wir machen, dass wir das bewusst machen, dass wir das auch bewusst kommunizieren. Und wir möchten einfach gerne dazu einladen, sich auch darüber auszutauschen. Und das Wichtigste ist, niemanden dafür zu kritisieren. Viele Umfragen, also wir haben dann auch eben gefragt, warum Leute, beispielsweise, wenn sie alleine in einem Auto kommen, warum? Und die haben dann meistens gesagt, hey, ich wohne auf dem Land, ich habe hier nicht die Anbindung, ich hatte auch keine Leute, die mit mir aufs Konzert gehen. Und ja, dann ist man froh, dass die Menschen den ganzen Aufwand auf sich nehmen und zum Konzert kommen. Also es geht nicht darum, irgendwie Leute auszuschließen oder zu kritisieren. Es geht mehr darum, dass man ja für Aufmerksamkeit sorgt und sich austauscht gegenseitig. Das klingt jetzt aber auch tatsächlich nach einer Menge Arbeit. Also, die Leute ja zusätzlich noch zu dem normalen Tourbetrieb auftreten. Also Touren ist ja eine relativ anstrengende Geschichte, gerade auch, weil die Zeiten immer hart sind. Abends nach einem Konzert vielleicht noch ins Hotel, dann weiterfahren und so weiter. Wie viel Aufwand ist es für euch? Könnt ihr das überhaupt managen? Also in erster Linie für die Band ist es überschaubar. Ich glaube, für eine Band ist es wichtig, eine Person zu haben, die sich damit beschäftigt und auch damit auskennt. Aber diese Person muss sich halt damit auskennen. Weil wenn man sich nicht mit den ganzen Themen, ich meine, ich habe jetzt ein halbes Jahr lang in der Masterarbeit darüber geschrieben und ich habe vier Jahre lang davor in der Veranstaltungsbranche nicht mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandergesetzt. Das heißt, ich hatte die Expertise, ich hatte auch das Netzwerk und die Menschen und ich wusste genau, wen ich ansprechen sollte. Und ich glaube, aber wenn man sich von Null aus mit solchen Themen beschäftigt, dann ist es enorm viel Arbeit. Und deswegen, darum ging auch so ein bisschen meine Masterarbeit über das Thema Herausforderungen, insbesondere für kleinere Bands. Weil wie du sagst, so eine kleinere Band, die meisten Bandmitglieder, die haben noch einen Vollzeitjob nebenher. Die machen das halt nebenher, weil man eben noch nicht von der Musik leben kann. Und da bleibt meistens einfach nicht die Zeit dazu. Wir sind froh, dass wir das alltägliche Ganggeschäft erledigt bekommen. Und so ein Thema Nachhaltigkeitsmanagement ist eigentlich nochmal eine neue Position. Und da fehlt sowohl die Zeit als auch das Geld, gerade bei kleineren Bands. Und das habe ich so ein bisschen betrachtet und habe mir überlegt, okay, was brauchen Bands überhaupt, dass sie sowas machen können? Und aktuell ist die Infrastruktur einfach noch nicht da, weil viele einfach gar nicht wissen, also warum es wichtig ist, weiß jeder. Aber was muss man tun? Also es gibt, wie gesagt, schon so die ersten Anlaufstellen, aber es fehlt auch einfach noch so der Support und vielleicht auch so ein bisschen der politische Support und auch finanzielle Support. Ich meine, zu beobachten, dass es schon Förderungen gibt, die das Thema Nachhaltigkeit auch berücksichtigen. Und das ist jetzt auch eben so ein bisschen meine Aufgabe, mit denen in Kontakt zu treten und zu sagen, hey, es wäre wichtig, wenn man da eine eigene Kategorie einführen könnte und sagen könnte, okay, wenn man nachhaltiges Touring betreibt, dass man da vielleicht irgendwie finanzielle Unterstützung bekommt oder personelle Beratung oder wie auch immer. Aber es wäre auf jeden Fall wichtig, dass man kleineren Bands da unter die Arme greift. Weil ja, der Fußabdruck ist jetzt nicht riesig, wenn man es jetzt irgendwie mit irgendwelchen Wirtschaftsgiganten vergleicht. Aber wenn man es mal hochrechnet, sind es ja extrem viele Bands in Deutschland. Ich habe jetzt keine genaue Zahl, die ich nennen kann. Aber wenn man es hochrechnet, ist es nicht wenig Emissionen, was so ein Touringgeschäft ausmacht. Und deswegen finde ich, meiner Meinung nach, ist es wichtig, wenn man sich da irgendwie zusammenschließen könnte und da auch entsprechend an die Botschaft. Kannst du uns da auch mal kurz erklären, wie der Klimacoach euch dabei geholfen hat und welche Rolle der gespielt hat? Ja, also die wichtigste Rolle für mich war einfach, einen Ansprechpartner zu haben, der mich in gewissen Bereichen informiert hat und insbesondere auch Menschen empfohlen hat, mit denen ich sprechen kann. Also wir hatten einige Termine miteinander und da hat es mir geholfen, einfach mal eine Meinung zu hören. Oder ja, also mein Klimacoach zum Beispiel, der hat mich in Kontakt gesetzt mit verschiedenen Forschungsinstitutionen. Ja, da war der Austausch extrem wichtig und es war einfach schön, da einen kostenfreien Zugang zu haben zu einem Programm mit einer Unterstützung. Und ja, das hat mir extrem weitergeholfen, gerade jetzt im Austausch mit anderen Experten in der Branche. Vor allem aus der Forschung. Also gerade in der Forschung sitzen genau die Leute, die man braucht. Und da fehlt mir manchmal so ein bisschen der Zugang zu. Also es ist manchmal ein bisschen schwierig zu wissen, wer kennt sich jetzt am besten mit welchem Fachgebiet aus. Und da war es extrem wichtig, einen Klimacoach zu haben, der sagt, hey, ich habe da jemanden, mit dem solltest du mal sprechen. Und da habe ich extrem viele Gespräche geführt und es war sehr, sehr hilfreich. Genau. Und deswegen bin ich sehr, sehr dankbar für dieses Programm und war auch sehr wichtig für die Ergebnisse meiner Masterarbeit. Wie übertragbar ist es denn deiner Meinung nach? Also wenn ich mir jetzt überlege, eine kleine Band, die vielleicht mit einem Tourbus unterwegs ist und vielleicht noch einen Anhänger hat, wo ein bisschen Equipment drin ist, ist ja jetzt nicht vergleichbar mit einer Stadiontour von Iron Maiden, die mit 75 Sattelschleppern mal zwei schon in der einen Stadt aufbauen, während sie in der anderen noch spielen. Also, wie übertragbar ist das nachher? Ich würde sagen, es ist sehr übertragbar, weil, wie du sagst, eine kleine Band ist vielleicht mit einem Sprinter unterwegs, aber eine größere Band, wie Coldplay zum Beispiel, die haben keine Ahnung, 20 Trucks, es ist halt einfach eine Zahl, die man anpassen muss. Und meiner Meinung nach ist es einfach wichtig, dass man Systemgrenzen definiert. Also, ich habe eine PSY-Bilanz gefunden von einer anderen Band und die war zum Beispiel viel, viel geringer als die unsere, obwohl die viel, viel größer war. Die haben viel, viel mehr Venues gespielt, die hatten viel, viel mehr Besucher innen, aber die war, glaube ich, um die Hälfte kleiner als die unsere und das zeigt halt, dass die ganz andere Daten betrachtet haben als wir. Und deswegen finde ich es extrem wichtig, oder fände ich es extrem wichtig, dass man wie so einen Guide hätte, wo drinsteht, die und die Daten müssen erfasst werden, dass man jetzt zum Beispiel sagt, Daten aus Scope 1 und 2, Scope 3 optional, die man eben erfassen kann, aber es muss einheitlich sein, weil ansonsten verrennt man sich und ja, es ist logischerweise und glücklicherweise auch kein offensichtlicher Kuchen für kleine Bands oder kleinere Institutionen, aber ich fände es wichtig, dass man so einen Leitfaden hat. Ich weiß, dass ich mich damals zu meinen Messezeiten auch mit einer Kollegin vom Flughafen ausgetauscht hatte und die meinte, es gibt für Flughäfen einen Leitfaden und das steht genau drin, bis wohin müssen wir unsere Daten erhöhen und sowas hat die Musikbranche einfach nicht, deswegen, ja, wäre das einfach wichtig und dann ist es, glaube ich, egal, wie groß ein Band ist, weil man dann einfach weiß, wie viel Daten oder welche Daten man erfassen muss. Okay, jetzt kann ich mir vorstellen, die Band selber mit MusikerInnen können sagen, wir machen das jetzt so, wir fahren jetzt so, wir fahren mit dem öffentlichen Nahverkehr zum Konzert und so weiter, den Einfluss hat man ja direkt, dann kannst du deinen Fans sagen, Freunde, Freundin, fahrt bitte mit dem Zug, mit dem Bus, fahrt nicht alleine und so weiter, das kann man ja sogar beim Ticketverkauf vielleicht was schon noch machen oder von der Bühne direkt oder halt auf seinen Plattformen, aber wie sieht das jetzt bei den Veranstaltern aus, also bei den Venues, die du erwähnt hast? Du hast schon gesagt, die haben die Daten nicht oder sie können sie nicht erfassen, weil das ist ja auch noch ein riesiger Posten, oder nicht? Ja, genau, das ist ein ganz großer Posten und ich glaube, dass deswegen die Seite von unserer CO2-Bilanz recht gering ist, weil uns viele Daten einfach nicht vorlagen und deswegen mussten wir einfach schätzen und das war, glaube ich, an manchen Stellen recht schwierig, weil wir da wenig Referenzwerte hatten auch. Ich hatte, glaube ich, drei Veranstaltungshäuser, die mir ihre Fragebögen zurückgeschickt haben, aber auch nur wenig ausgefüllt, aber die Daten, die ich hatte, die hatte ich dann gemeinsam mit meinem Bilanzpartner, wir hatten die dann hochgerechnet auf die anderen, aber eben nur Schätzungswerte und ja, klar, es wäre natürlich auch sehr wichtig, diese Seite auch zu betrachten. Also logischerweise sind Veranstaltungshäuser eben in Scope 3, das heißt nach Greenhouse-Gas-Protokoll wären die eben auch nicht verpflichtend, aber trotzdem wäre das halt auch extrem wichtig, weil ohne dieses Konzert würde der Strom in der Venue ja nicht verbraucht werden. Die bräuchten halt auch dieselbe Unterstützung wie wir und da hatte ich auch mit einigen Veranstaltungshäusern gesprochen und die haben gesagt, ja, wir haben die Zähler nicht, wir können das gar nicht ablegen oder wir sind irgendwie eine Tochter der Stadt, wir kriegen einen Stromverbrauch am Ende des Jahres, wir können dir gar nicht sagen, wieviel euer Event verbraucht hat und viele haben auch gesagt, na, die haben gar keine Person, die den Fragebogen ausfüllen kann. So, wir haben gar nicht die Zeit dazu und ich glaube, das ist aktuell das größte, würde ich meiner Meinung nach sagen, das größte Problem. Fehlende Zeit, fehlendes Personal und fehlende finanzielle Mittel, um das dann auch entsprechend umzusetzen. Jetzt gehen wir mal wieder zurück zu den MusikerInnen, zur Band. Hast du da Beispiele, was kann ich als Band machen? Du hast das Beispiel schon genannt, eine Plattform aufbauen, dass die ZuschauerInnen dann Fahrgemeinschaften bilden, ÖPNV nutzen und so weiter. Gibt es da noch mehr Sachen, die du uns als Beispiel mitgeben kannst, was ihr vielleicht auch selber schon umgesetzt habt? Genau, wir haben zum Beispiel als Band verschickt man ja immer einen Technical Rider und einen Catering- oder Hospitality Rider, wenn man auf Tour geht. Da steht drin, was wollen wir essen, welche technischen Gegebenheiten brauchen wir, was bringen wir selber mit, genau, und welche Wünsche haben wir eben als Band. Wir haben uns den einfach vorgenommen und haben uns die unterschiedlichen Absätze mal angeschaut und überlegt, okay, wie können wir das jetzt übertragen auf das Thema Nachhaltigkeit und wo können wir zum Beispiel Absätze einfügen, die uns in Bezug auf Nachhaltigkeit auch weiterhelfen. Und da haben wir ganz, ganz viel abgeändert. Also zum Beispiel im Bereich Catering haben wir gesagt, wir wollen zukünftig nur noch vegane und vegetarische Speisen haben, also keine Fleischspeisen mehr. Wir wollen kein Plastikgeschirr mehr im Catering. Wir wollen kleine Recycling-Inseln, also Mülleimer, wo wir auch unser Mülleck entsprechend trennen können, dann auch Aschenbächer aufgestellt, wo man Figaretten ausdrücken kann. Ja, so die Sachen. Und es gibt verschiedene Möglichkeiten als Band. Ich habe mich da auch ein bisschen informiert, was Bands noch machen könnten. Du hattest eben genannt die nachhaltige Anreise. Das ist halt manchmal extrem schwierig, weil man hat viel Equipment dabei. Man muss die ganzen Instrumente transportieren. Allein unser Drummer hat acht Cases, wo sein ganzes Drumset drin ist. Das kann man nicht einfach mal unter den Arm packen und in den Zug steigen. Das heißt, wir brauchen auf jeden Fall ein Auto und wir brauchen auf jeden Fall ein Sprinter, wo unser ganzes Equipment und Lichtequipment mit reingeht. Und da fehlt aktuell auch noch so ein bisschen das Angebot. Also es gibt jetzt wenige E-Sprinter, die auch leicht verfügbar sind. Das ist so das, was ein bisschen schwierig ist. Wir haben jetzt für die Crew-Reise gesagt, aber das machen die eh schon. Also wir haben das Glück, dass wir echt mit sehr bedachten Menschen unterwegs sind, die, wir haben gesagt, keine innerdeutschen Flüge logischerweise. Und wenn es geht, dann kommt mit dem Zug und nicht mit einem Auto. Ist manchmal auch nicht ganz einfach, weil unser Lichttechniker beispielsweise auch sein ganzes Licht mitbringt. Das heißt, er muss mit dem Auto aus München anreisen. Ja, was kann man noch tun? Man kann sich, also das, was ich eben angesprochen hatte mit Lichtequipment beispielsweise, man kann sich lokales Lichtequipment zumieten. Das würde aber bedeuten, dass, wenn man auf Tour ist und eine Tour hat mit 15 Stops, dass man mit 15 unterschiedlichen Technikdienstleistern sprechen müsste und mit denen klären müsste, was brauchen wir alles, wie ist die Logistik, wer bringt es wohin. Man braucht da eine Liste mit allem, man muss Absprachen treffen und es ist halt sehr, sehr schwierig. Also für uns ist es organisatorisch, das ist wieder dieser Zeitfaktor, der eine wichtige Rolle spielt. Es ist einfach viel einfacher, wenn wir einen Dienstleister haben, der uns alles einpackt, alles zusammenstellt, wir packen das in den Sprinter und wir fahren los. Genau, das heißt, das wäre was, was man machen könnte, aber ja, wiederum für uns einfach viel zu aufwendig wäre in unserer Größe. Genau, das sind so die Sachen und halt viel mit Veranstaltern sprechen. Es wird auch nicht immer alles umgesetzt, was in den Rider steht, weil viele gar nicht so die Möglichkeiten hätten und als kleinere Band, ich glaube, wenn man jetzt Codeplay ist und sagt, hey, man hätte gerne das und das im Catering-Bereich, wird es eher umgesetzt, als wenn man jetzt eine kleinere Band ist und sagt, wir brauchen extra Abholinseln oder extra Portulangeschirr. Die nehmen dann meistens das, was sie haben, was ja auch schon fair ist. Muss ja auch in einem umsetzbaren Rahmen sein alles. Jetzt kommst du aus der Branche, bist in der Branche. Wie würdest du jetzt aus deiner Sicht beurteilen, wie ist die Willigkeit oder der Einsatzwille von anderen Bands und MusikerInnen, sich damit auseinanderzusetzen, damit zu beschäftigen, weil es ist ja dann, du sagst es ja selber, gerade für kleinere Bands schon nochmal obendrauf vielleicht einen Haufen Arbeit, wenn die jetzt niemanden dafür haben. Aber wie siehst du das so aus der Branche heraus? Wie gehen die Leute damit um? Ich glaube, das Interesse ist sehr, sehr groß, weil ich das Gefühl habe, dass Kreativschaffende sehr bewusst sind, was ihre Umwelt betrifft. Ich glaube aber, dass einfach zusätzliche Arbeit ist, die vielen etwas Angst macht auch. Und man muss dazu sagen, dass Codeplay beispielsweise, dem wurde an mehreren Stellen Greenwashing vorgeworfen. Also Codeplay ist beispielsweise eine Band, die setzt sich extrem für ihre Nachhaltigkeit ein. Und die machen einfach. Und natürlich, wenn man anfängt was zu machen, dann gerät man manchmal an den Punkt, wo man sich für einen falschen Dienstleister entscheidet oder eine Maßnahme hat. Also die hatten zum Beispiel so batteriebetriebene Bändchen und die musste man halt wegwerfen, weil die danach nicht mehr funktioniert haben. Ja, eine gute Idee, aber es war schlecht umgesetzt und damit gerieten die dann ganz enorm in Kritik und wurden dann auch, was weiß ich, beleidigt. Und ich glaube, das könnte viele kleinere Bands abschrecken, dass die dann sagen, okay, lasst mal ein bisschen vorsichtig sein, lasst uns mal ein bisschen zurückhaltend sein, bevor wir damit irgendetwas an die Öffentlichkeit gehen. Weil ich glaube, vielen ist es einfach trist, ihre Musik zu releasen und da wenig, weil als Musikerin wird man häufig so Tage dadurch, dass man sich auf vielen Plattformen bewegen muss, wie TikTok oder Instagram, man steht eh die ganze Zeit im Rampenlicht und wird schnell kritisiert. Und ich glaube, deswegen sind viele auch noch so ein bisschen zurückhaltend mit den Sachen, die sie machen. Ich glaube, es würde einfach helfen, wenn einfach ein paar anfangen. Und es sind ja auch schon einige, die da aktiv sind. Aber ich glaube, es ist einfach wichtig, dass die Branche da auch mehr zusammensteht und dass auch Fehler verziehen werden, weil ich glaube, keiner von uns macht alles richtig. Und ja, ich glaube, dass man sich da mehr unter die Arme greifen sollte. Wo siehst du da jetzt die nächsten Dinge, die in der Zukunft passieren, so der Ausblick? Was ich wichtig finde, wie gesagt, es gibt schon die ersten Verbände, die sich dafür einsetzen und die ersten Plattformen. Und wie auch eben schon angesprochen, es gibt schon erste Förderinstitutionen, die sagen, okay, Nachhaltigkeit sollte eine große Rolle spielen bei den Projekten, die umgesetzt werden. Das heißt, das wäre so ein bisschen mein Wunsch, dass man sich noch mal mehr darauf fokussiert und sagt, okay, gerade für die Leute, die da wenig Geld haben, sollten wir viele Ressourcen zur Verfügung stellen, weil ich finde es auch wichtig, da Geld zu investieren in Forschung oder in erste Use Cases. Und ja, ich würde mir einfach wünschen, dass da viel gegenseitige Unterstützung auch funktioniert. Ich hoffe für Bands erstmal, also klar wäre es besser für die Umwelt, also gerade für große Unternehmen ist es ja diese CRN-Berichtspflicht. Die müssen Nachhaltigkeitsaktivitäten dokumentieren. Ich hoffe erstmal, dass es in der Musikbranche noch nicht passiert. Also klar, für größere Unternehmen auf jeden Fall schon, aber für kleinere noch nicht, weil das eben, also ich glaube, dann können viele ihr alltägliches Bandgeschäft vergessen. Und ich glaube, das ist für viele Künstler eben eh schon sehr überfordernd in der heutigen Zeit, sich da zu platzieren auf dem Musikmarkt. Deswegen hoffe ich, dass die kommenden Regularien beschreibbar bleiben sozusagen und einfach, dass da Unterstützung da ist und Austausch. Gibt es noch irgendwas, über das wir noch nicht gesprochen haben, was du noch zu dem Thema sagen möchtest? Ja, also wir hatten viel über die Herausforderungen gesprochen. Ich glaube, über die Chancen müssen wir eigentlich nicht sprechen. Ich glaube, das weiß jeder hier, dass die Chancen, sich zum Thema Nachhaltigkeit zu platzieren auf dem Musikmarkt eine extreme Chance sind, auch wenn man Fehler machen kann. Aber ich glaube, es ist einfach ein Vorteil für Kulturschaffende, sich da zu platzieren, weil ja, nicht nur aus Imagegründen, einfach das strahlt einfach einen Wert nach außen. Und ich glaube, dass sich da viele Fans auch wiederfinden. Und ich finde das ganz wichtig für, ja, allein für die Fanbindung. Also wir haben allein schon bei den paar Posts gemerkt, die wir gemacht haben, dass wir da ganz, ganz liebe Nachrichten bekommen haben von den Leuten. Ich glaube, dass man, gerade was das Thema Fanbindung betrifft, dass man da auch sehr, sehr viel Unterstützung löst. Und ich glaube, das kann auch sehr, sehr schön sein, wenn man da sehr gnädig miteinander ist und im engen Austausch ist. Ich glaube, dass es zusätzlich zur coolen Musik, die man macht, auch nochmal ein cooles Thema ist, mit dem man sich da platzieren kann. Dann danke, Kim Laber, für das spannende Interview. Und wenn Sie noch Fragen haben, schicken Sie uns eine Mail und wir kümmern uns. Alle Infos zur Folge, weiterführende Links und natürlich auch einen Kontakt zu unseren Expertinnen finden Sie in den Show Notes. Ich bin Mats Kastning und würde mich freuen, wenn Sie auch in der nächsten Folge wieder dabei sind. Und bis dahin wünsche ich uns allen erstmal ein gutes Klima. Ciao! Von meiner Seite auch vielen Dank, dass ich hier sein durfte und dass ihr mir die Plattform gebt, weil ich finde es wichtig, eine Plattform zu haben und darüber zu sprechen. Und ich freue mich natürlich auch über einen gemeinsamen Austausch. Und vielleicht findet ihr mich auf LinkedIn oder auf meiner Website und kontaktiert mich gerne, wenn ihr zu dem Thema Gesprächsbedarf habt. Und ja, ich freue mich auf jeden Fall, euch kennenzulernen und mich mit euch austauschen zu dürfen. Und euch auf jeden Fall vielen Dank für den tollen Podcast und eure Fragen.
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